Auf dem steinigen Plateau vor ihm schmolz das Eis der letzten Nacht. Es war eine kalte Nacht gewesen. Kälter als die Nächte zuvor und sicher wärmer als die kommenden Nächte. Seine Glieder waren taub und schmerzten bei jeder Bewegung. Der Horizont war ein blaßrotes, dunstiges Band. Das wenige Licht, dass schwerfällig über die zerklüftete Landschaft kroch, tauchte die Umgebung in ein düsteres, unwirkliches Zwielicht. Er versuchte aufzustehen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Ein Zittern lief durch seinen Körper und ihm drohten wieder die Sinne zu schwinden. Durst, er spürte unsagbaren Durst. Er benetzte seine aufgesprungenen Lippen mit dem letzten Wasser das er hatte. Seine ausgetrocknete Kehle fühlte sich an wie ein Reibeisen und machte das Schlucken zu einer einzigen Qual.
Gegessen hatte er seit Tagen nichts mehr. Sein Magen war nur noch ein nutzloser, verkrampfter Muskel. Langsam streckte er seine Arme aus und tastete suchend die Felswand über sich ab. Er mußte höher klettern, noch viel höher. Weit konnte es nicht mehr sein. Nur noch wenige Meter. Verzweifelt krallten sich seine Hände an einen Felsvorsprung. Mit den letzten Kräften zog er sich nach oben und wuchtete seinen geschundenen Leib über den Felsrand. Eine Welle aus Schmerz durchwogte seinen Körper. Sein Atem ging rasselnd und die Lungen brannten wie Feuer. Er wußte, es blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Die dünne Luft begann bereits säuerlich zu schmecken und seine Sehkraft ließ nach. Er stemmte sich vom Boden ab und hob trotzig den Kopf. Ein Sonnenstrahl, warm und versöhnlich, brach über den äußeren Rand des Valles Marineres und liebkoste sein ausgezehrtes Gesicht. Plötzlich spürte er keinen Hunger mehr und keinen Durst. Sein schmerzender Körper schien nur noch eine ferne Erinnerung und das Licht der aufgehenden Sonne vertrieb für einen Moment die Verzweiflung aus seinem Herzen. Protestierend kreischte der Sauerstoffalarm seines Raumanzuges. Es interessierte ihn nicht mehr. Ein letztes Mal blickte er hinauf zu den verblassenden Sternen. Dann umfing ihn die Dunkelheit und er begrüßte sie mit einem Lächeln.